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Scanner-Persönlichkeiten

Hochstapler-Syndrom: Test – Bin ich gut genug oder ein Imposter?

Du denkst, Du bist gar nicht so gut, wie andere meinen, und hast Deine Erfolge gar nicht verdient? Du befĂŒrchtest, dass Du als BetrĂŒgerin bzw. BetrĂŒger entlarvt werden könntest? Wenn Selbstzweifel Dein Selbstbild verzerren, leidest Du möglicherweise am Hochstapler-Syndrom. Teste es hier und erfahre, was hinter dem Hochstaplersyndrom steckt, welche Folgen das fĂŒr Dich haben kann und wie Du da rauskommst.

Inhalt:

Du bist talentiert und gut ausgebildet, kannst jedoch trotz Anerkennung in Deinem beruflichen und privaten Umfeld Deine Erfolge nicht richtig genießen? Du stehst trotz ausgewiesener FĂ€higkeiten besonders in Leistungssituationen unter starkem Druck zu liefern? Du bist stĂ€ndig auf der Hut, jemand könnte entdecken, dass Du gar nicht so gut bist, wie alle denken, und Du fragst Dich, warum das so ist?

Dann bist Du möglicherweise mit einem Thema konfrontiert, das in der Forschung unter „Imposter-Syndrom“ (Hochstaplersyndrom) bekannt geworden ist. Hier findest Du erste Antworten auf Deine Fragen und einen Hochstapler-Syndrom-Test, um zu sehen, ob es sich bei Dir um das Hochstaplersyndrom handeln könnte.

Hochstapler Jodie Foster
?!

Als Jodie Foster 1989 ĂŒber den Campus der Yale University zur Oscar-Verleihung ging, wurde sie plötzlich von starken Selbstzweifeln ĂŒbermannt. Sie befĂŒrchtete ernstlich, man könne ihr den Oscar fĂŒr die beste Schauspielerin im Kinofilm „Angeklagt“ wieder abnehmen, sobald bemerkt werde, dass sie den Preis gar nicht verdient habe:

(
) I walked on the campus at Yale. I thought everybody would find out, and then they’d take the Oscar back. They’d come to my house, knocking on the door, ‘Excuse me, we meant to give that to someone else. That was going to Meryl Streep.’ (zitiert nach Young 2013, S. 22)

Was in diesem Interview humorvoll klingt, drĂŒckt ein stark empfundenes, beĂ€ngstigendes inneres Erleben aus, das Menschen mit einem Ă€hnlichen Selbstkonzept sehr gut kennen, wĂ€hrend andere in solchen Momenten oft mit UnverstĂ€ndnis reagieren. Dann heißt es oft: „Ich weiß ĂŒberhaupt nicht, was Du hast. Du bist doch super erfolgreich!“ oder: „Überleg‘ mal, was Du alles schon geschafft hast, darauf kannst Du doch stolz sein.“ Das hilft Betroffenen jedoch selten weiter.

Menschen wie Jodie Foster haben mit dem Hochstaplersyndrom zu kĂ€mpfen: Sie haben das GefĂŒhl, ihre Erfolge seien unverdient. Sie sind davon ĂŒberzeugt, dass sie irgendwann als „BetrĂŒger“ entlarvt werden, unabhĂ€ngig davon, wie viel sie tatsĂ€chlich erreicht haben.

Viele Prominente haben sich in den letzten Jahren öffentlich zum Hochstaplersyndrom bekannt. Was ist dran an diesem PhÀnomen?

1.) Hochstaplersyndrom: Was ist das eigentlich?

Möglicherweise kommt Dir folgender Gedanke vertraut vor: Ich habe manchmal das GefĂŒhl, nicht gut genug zu sein, dass die Leute denken, ich sei viel besser als ich eigentlich bin.

Schauen wir einmal genauer hin: Hast Du innerlich gerade das Wort „manchmal“ durch „stĂ€ndig“ oder „oft“ ersetzt und noch einen weiteren Satz formuliert wie „Hoffentlich fĂ€llt das niemandem auf“ oder „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich als BetrĂŒgerin auffliege!“ Dann kennst Du vermutlich das GefĂŒhl, sich wie ein Hochstapler zu fĂŒhlen. Denn besonders Tausendsassa, Menschen mit Scanner-Persönlichkeit sind oft vom Hochstaplersyndrom betroffen.

Der Begriff „Imposter“ (oder auch „Impostor“) stammt aus dem Englischen und heißt ĂŒbersetzt: Hochstapler. Doch um die Hochstapler geht es hier gerade nicht, sondern um diejenigen, die sich wie Hochstapler fĂŒhlen, unter dem Hochstaplersyndrom leiden. Das kann sich zum Beispiel wie folgt zeigen:

  • Maria hat ihre gewĂŒnschte Stelle bekommen, doch insgeheim denkt sie, dass es in Wahrheit nur GlĂŒck war, denn andere hĂ€tten diese Stelle viel mehr verdient als sie.
  • Felix gehört zu den AuserwĂ€hlten, die an einer EliteuniversitĂ€t studieren dĂŒrfen, doch als er zu Studienbeginn ĂŒber den Campus lĂ€uft, kommt ihm der Gedanke: „Ich gehöre gar nicht hierher
“
  • Sophie hĂ€lt einen brillanten Vortrag vor einem anspruchsvollen Publikum und erntet viel Applaus. Doch spĂ€ter zu Hause macht sie ihren Erfolg klein und ist ĂŒberzeugt, dass sie dies ohne die UnterstĂŒtzung ihres Teams in der Agentur niemals geschafft hĂ€tte.
  • Ben gewinnt sein Tennismatch ĂŒberraschend gegen einen Top-Favoriten im Wettbewerb. Doch er wiegelt GlĂŒckwĂŒnsche seiner Vereinskollegen ab und begrĂŒndet seinen Erfolg vor allem mit der schlechten Tagesform seines Gegners.

Allen diesen Menschen ist gemein, dass sie sich selbst abwerten und ihre Erfolge hauptsĂ€chlich auf externe Faktoren zurĂŒckfĂŒhren. Wer Erfolge jedoch nicht intern attribuieren kann, hat eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen FĂ€higkeiten. Maria, Felix, Sophie und Ben, sie alle sind tatsĂ€chlich – aus unterschiedlichen GrĂŒnden – davon ĂŒberzeugt, ihren Erfolg eigentlich nicht verdient zu haben. Sie sind Beispiele fĂŒr Menschen mit Hochstaplersyndrom.

Viele Menschen kennen Selbstzweifel in bestimmten Situationen, vor allem in Leistungssituationen, in bestimmten Lebensphasen oder wenn sie vor einem Schritt in ein noch unbekanntes Gebiet stehen, zum Beispiel ein neuer Job, Karriereschritt oder Àhnliches.

Doch Menschen mit Hochstaplersyndrom erleben diese Zeiten besonders intensiv und stehen dann stark unter Druck. Denn sie zweifeln ihre Erfolge, die sie nachweislich erbracht haben, ĂŒberdurchschnittlich stark an und leiden so gerade in VerĂ€nderungsphasen oder in Leistungssituationen umso mehr (vgl. Ho 2022, S. 7). Dabei können die AusprĂ€gungen des Imposter-Erlebens und des damit verbundenen Leidensdrucks variieren (vgl. Rohrmann et al. 2020, S. 12).

2.) Viele Begriffe und wozu das Hochstaplersyndrom fĂŒhrt

Man findet den Begriff fĂŒr dieses Erleben in unterschiedlichen Schreibweisen und Versionen. UrsprĂŒnglich in der Forschung eingefĂŒhrt unter dem Begriff „Impostor Phenomenon“ (Clance und Imes 1978), sind im deutschsprachigen Raum auch folgende Begriffe gebrĂ€uchlich:

  • Imposter-Syndrom, Impostersyndrom
  • Impostor-Syndrom, Impostorsyndrom
  • Hochstaplersyndrom, Hochstapler-Syndrom
  • Hochstapler-PhĂ€nomen, Imposter-PhĂ€nomen
  • Imposter-Selbstkonzept

Dabei ist das Gegenteil des Hochstaplers nicht automatisch der Tiefstapler. Tiefstapler nennt man Menschen, die ihre Erfolge oder Anerkennung nicht offen prĂ€sentieren, sondern bewusst untertreiben. Manche nutzen dies rhetorisch bzw. strategisch als „fishing for compliments“. Sie wissen in der Regel sehr wohl um ihre Kompetenz und ihr Können. Menschen mit Hochstaplersyndrom hingegen fĂŒhlen sich als Hochstapler, weil sie sich ihrer Erfolge hĂ€ufig nicht richtig bewusst sind und, falls doch, diese herunterspielen, externen Faktoren zuschreiben oder das GefĂŒhl haben, diese erschlichen und dadurch nicht verdient zu haben.

Menschen mit Imposter-Syndrom leiden oft unter starken Selbstzweifeln, nagenden GrĂŒbelattacken oder VersagensĂ€ngsten trotz nachgewiesener Leistungen und Kompetenzen. Ihr hoher Anspruch an sich selbst fĂŒhrt oft auch zu ĂŒbermĂ€ĂŸigem Perfektionismus und zur Prokrastination bis hin zu Depression und selbstschĂ€digenden Verhaltensweisen. In der Forschung liegen Studienergebnisse zu unterschiedlichen ZusammenhĂ€ngen vor. Demnach wurde zum Beispiel ein starker Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Impostersyndrom nachgewiesen.

3.) Wen das Hochstaplersyndrom betrifft

Studien zufolge sollen mindestens 70 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens unter dem Imposter-PhĂ€nomen leiden (Young 2011, S. 17). FĂŒr viele von ihnen ist dies nur ein vorĂŒbergehendes PhĂ€nomen. Dauerhafte, oft tief sitzende Selbstzweifel verursachen einen hohen Leidensdruck und innere Konflikte:

„Empirische Studien und das populĂ€rwissenschaftliche Interesse weisen seit vielen Jahren auf die hohe Relevanz des Imposter-Selbstkonzeptes und dessen weite Verbreitung unter beruflich erfolgreichen Personen hin.“ (Rohrmann et al. 2020)

Die Entdeckerinnen des Imposter-PhĂ€nomens, Imes und Clance, vertraten im Rahmen ihrer Forschungen Ende der 1970er Jahre in den USA die Hypothese, dass dieses PhĂ€nomen unter Frauen besonders stark verbreitet sei. In der weiterfĂŒhrenden Forschung finden sich hierzu unterschiedliche Ergebnisse. Viele bestĂ€tigen, dass Clance und Imes mit ihrer Anfangshypothese vor etwa 45 Jahren richtig lagen.

Dennoch trifft es nicht nur Frauen, auch MĂ€nner können vom Hochstaplersyndrom betroffen sein. Dabei zieht sich dieses PhĂ€nomen quer durch die Gesellschaft und betrifft beispielsweise SchĂŒler, Studenten, Schauspieler, Professoren, Mediziner oder Leistungssportler. Begabte, talentierte bzw. gut ausgebildete Menschen sind Studien zufolge besonders hĂ€ufig betroffen. Und damit wĂ€ren wir bei den Scanner-Persönlichkeiten, den Tausendsassa.

Warum Tausendsassa besonders anfÀllig sind

von Prof. Dr. Sarah Gierhan

 

Das Hochstaplersyndrom betrifft Scanner-Persönlichkeiten oft besonders stark – aus mehreren GrĂŒnden :

1.) Breites Wissen, aber kein „Experte“

Tausendsassa haben viele Interessen und FĂ€higkeiten, aber oft nicht die klassische Expertenlaufbahn mit jahrelanger Spezialisierung auf ein einziges Gebiet. In einer Arbeitswelt, die Fachwissen oft höher bewertet als Vielseitigkeit, fĂŒhlen wir Tausendsassa uns daher schnell „nicht qualifiziert genug“ – selbst wenn sie exzellente Ergebnisse liefern.

2.) Vergleich mit Spezialisten

Tausendsassa vergleichen sich unbewusst mit Menschen, die in einem bestimmten Bereich Experten sind, statt ihre eigene großartige Kombination aus Wissen und FĂ€higkeiten zu sehen. Sie denken: „Ich weiß zu wenig ĂŒber X – also bin ich nicht gut genug.“

3.) Schnelle Erfolgserlebnisse – aber auch Zweifel

Menschen mit Scanner-Persönlichkeit haben die FĂ€higkeit, sich rasch in neue Themen einzuarbeiten und erstaunlich schnell gute Ergebnisse auf einem Gebiet oder in einer TĂ€tigkeit zu erzielen. Doch genau das verstĂ€rkt ihre Selbstzweifel: „Wenn es mir so leicht fĂ€llt, kann es doch nicht viel wert sein.“

4.) Unterschiedliche Interessen erzeugen Unsicherheit

Scanner-Persönlichkeiten wechseln oft die Richtung, beginnen neue Projekte oder springen zwischen Themen. Die Gesellschaft vermittelt jedoch hĂ€ufig: „Du musst dranbleiben, um wirklich gut zu sein.“ Das verstĂ€rkt das GefĂŒhl, nie (gut) „genug“ zu sein.

5.) Erwartungen und Umfeld

Viele Tausendsassa sind von klein auf daran gewöhnt, vielseitig interessiert und aktiv zu sein – wurden deshalb aber vielleicht als „unentschlossen“ oder „sprunghaft“ wahrgenommen und betitelt. Solche PrĂ€gungen verstĂ€rken den inneren Kritiker und das GefĂŒhl, nie richtig dazuzugehören.

 

Tausendsassa sind oft sehr viel kompetenter, als sie glauben. Doch ihr atypischer Karriere- und Lernweg lÀsst sie hÀufig an sich zweifeln. Ein wichtiger Schritt ist, dass Du Deine StÀrken als Scanner erkennst und Deinen Selbstwert nicht nur an Spezialistentum misst!

4.) Ursachen fĂŒr das Hochstaplersyndrom

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft spielen Erfolge eine besonders große Rolle. Sie sind mit Lob und Anerkennung, mit Sichtbarkeit verbunden, mit dem GefĂŒhl, etwas erreicht zu haben. Doch „Imposter“ können als nachweislich erfolgreiche, leistungsstarke Menschen das, was sich andere so sehr wĂŒnschen, nĂ€mlich den Erfolg und ihre Errungenschaften, kaum genießen. Zu groß ist die Angst, den eigenen Erfolg nicht halten bzw. nicht wiederholen zu können oder ihn gar nicht verdient zu haben. Sie befĂŒrchten, jeden Moment als BetrĂŒger aufzufliegen. Sie befĂŒrchten, dass die Maske fĂ€llt.

Um das zu vermeiden, werden verschiedene, vermeintlich erfolgreiche Maßnahmen ergriffen und im Laufe der Jahre unbewusste Muster ausgebildet und verinnerlicht. Dazu gehören bestimmte Denk- bzw. Verhaltensweisen (Young 2011, S. 72-84) wie

  • besondere Gewissenhaftigkeit
  • harte Arbeit
  • ZurĂŒckhalten/Hinhalten von Gedanken oder Handlungen
  • Prokrastination

Valerie Young (2011, S. 72-80), GrĂŒnderin des Impostor Syndrome Institute in Massachussetts, USA, verweist auf das hĂ€ufig – zumindest zeitweise – niedrige SelbstwertgefĂŒhl oder auch wechselhafte Selbstbild und betont die Selbstsabotage, die diesem Erleben hĂ€ufig zugrunde liegt. Ursache dafĂŒr sind nicht-dienliche, selbstschĂ€digende Mechanismen, die mit dem Hochtstaplersyndrom verbunden sind und fĂŒr „Nicht-Imposter“ schwer nachvollziehbar sein können.

Da die grĂ¶ĂŸte Angst bei Menschen mit Imposter-Syndrom darin liegt, als Hochstapler wahrgenommen zu werden, wird einiges unternommen, um dies zu vermeiden: Zu den oben genannten Strategien, die Young aufzĂ€hlt, gehört zum Beispiel die ĂŒbermĂ€ĂŸig aufwendige Vorbereitung von Themen und harte Arbeit, um die eigene LeistungsfĂ€higkeit abzusichern.

Eine andere Strategie ist, Menschen mit Charme zu umgarnen, um ihre Zuneigung zu erhalten. Zuschreibungen von Erfolg, Kompetenzen etc. erfolgen von diesen Menschen dann aus Sicht des „Imposters“ primĂ€r aufgrund der Sympathie, die ihm oder ihr entgegengebracht wird, nicht aufgrund tatsĂ€chlicher Kompetenzen.

5.) Bin ich ein „Imposter“? Hochstapler-Syndrom: Test machen

Vielleicht hast Du  schon Ähnliches selbst erlebt und fragst Dich jetzt, ob Du auch ein „Hochstapler“ bist, oder möchtest mit einem Hochstapler-Syndrom-Test herausfinden, wie stark dieses Erleben bei Dir ausgeprĂ€gt ist. Die im Markt verfĂŒgbaren Angebote, um dies zu testen, reichen von einfachen Kurzabfragen bis hin zu wissenschaftlich validierten Fragebögen. Nicht alle Hochstapler-Syndrom-Tests sind jedoch frei zugĂ€nglich.

Hier hast Du die Möglichkeit, direkt und kostenfrei einen Hochstapler-Syndrom-Test zu machen, um einen ersten Eindruck ĂŒber Dein eigenes Imposter-Erleben zu erhalten.

 

Unser Hochstapler-Syndrom-Test ist als Selbsttest gedacht und erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Zu den eher wissenschaftlich fundierten Tests zum Hochstapler-PhĂ€nomen gehört die „Harvey Impostor Phenomenon Scale“ (HIPS), die von Harvey bereits 1981 entwickelt wurde und inzwischen auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Ähnlich lang auf dem Markt und inzwischen in vielen LĂ€ndern in Studien zum Imposter-Syndrom weit verbreitet ist der englischsprachige Fragebogen „Clance Imposter Phenomenon Scale“ (CIPS). Anhand von 20 Fragen zu unterschiedlichen Situationen bzw. Erlebnissen können sich Interessierte in diesem Test selbst einschĂ€tzen, ob sie vom Imposter-PhĂ€nomen betroffen sind und wie stark.

In Deutschland hat ein Team um die Hochschulprofessorin Sonja Rohrmann einen Hochstapler-Syndrom-Test entwickelt, den ISF Impostor-Selbstkonzept-Fragebogen, der in der angewandten Diagnostik und in der Intervention zum Einsatz kommt und nicht fĂŒr jeden zugĂ€nglich ist (Rohrmann et al. 2020, S. 9). Sie stellen heraus, wie bedeutsam eine eindeutige Erfassung des Imposter-Erlebens ist, da die Auswirkungen ggf. sehr negativ sein können. Auf der Basis des Impostor-Selbstkonzept-Fragebogens können bzw. sollten je nach AusprĂ€gung des Selbstkonzeptes geeignete Interventionen oder therapeutische Verfahren eingeleitet werden, um an den damit verbundenen schĂ€digenden Denk- und Verhaltensmuster zu arbeiten und den Leidensdruck der Betroffenen zu mindern (ebd., S. 7).

6.) Diagnose „Hochstaplersyndrom“, ist das also eine Krankheit?

Das Imposter-PhÀnomen drÀngt sich nicht auf, oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie damit zu tun haben, und dies möglicherweise schon seit vielen Jahren. Einen Hochstapler-Syndrom-Test zu machen, kann ein guter erster Schritt sein.

Aufgrund der in Forschung und PopulĂ€rliteratur verbreiteten Bezeichnung als Imposter-„Syndrom“ wird jedoch fĂ€lschlich der Eindruck erweckt, es könne sich um eine Krankheit handeln, die mit bestimmten Symptomen verbunden sei. Doch das ist aus Sicht von Rohrmann und anderen Forschenden ein Irrtum. Nur bei sehr starker AusprĂ€gung könne es zu Ängsten, Depressionen oder anderen Erkrankungen fĂŒhren, die weitere Maßnahmen erfordern.

Daher sind – vor allem die frei zugĂ€nglichen Hochstapler-Syndrom-Tests – mehr als Hilfestellung zur SelbsteinschĂ€tzung zu verstehen, inwieweit man vom Imposter-PhĂ€nomen betroffen sein könnte. Es handelt sich nicht um eine Diagnostik mit dem Ziel der Diagnose „Impostersyndrom“ im Sinne einer Erkrankung.

7.) Hilfestellung fĂŒr „Hochstaplersyndrom“-Betroffene

Zentral fĂŒr den „Imposter“ ist die Angst, als BetrĂŒger entlarvt zu werden, der Menschen ĂŒber seine wahren FĂ€higkeiten getĂ€uscht hat. Das muss unter allen UmstĂ€nden vermieden werden.

„Hochstapler“ stellen einiges an, um unentdeckt zu bleiben. Die selbst geschaffenen Schutz- und BewĂ€ltigungsmechanismen greifen jedoch hĂ€ufig nur vorĂŒbergehend und lösen die zugrundeliegende Problematik nicht. So bleibt der „Imposter“ möglicherweise ein Leben lang auf der Suche nach optimalen Maßnahmen, gibt Vorhaben schließlich ganz auf oder erkrankt ernsthaft: ErschöpfungszustĂ€nde und Depressionen können die Folge sein.

Was also tun, wenn man zum Beispiel durch einen Hochstapler-Syndrom-Test erkannt hat, dass man zum Hochstaplersyndrom neigt?

3 Empfehlungen fĂŒr die BewĂ€ltigung des Imposter-PhĂ€nomens

  1. Bewusstsein schaffen: Beschaffe Dir Informationen zu HintergrĂŒnden, Ursachen und Verbreitung des Hochstaplersyndroms, um den Mechanismen nĂ€her auf den Grund zu gehen. So gewinnst Du Klarheit darĂŒber, warum Du in bestimmten Situationen so unter Druck stehst. Mit dem Lesen dieses Artikels und dem DurchfĂŒhren des Hochstapler-Syndrom-Tests hast Du also schon die ersten wichtigen Schritte getan!
  2. Erfolge erkennen und genießen lernen: Anstatt Erfolge abzutun, kleinzureden oder gleich wieder zu verdrĂ€ngen, feiere Deine Erfolge bewusst und freue Dich aufrichtig ĂŒber die Anerkennung Deines Umfelds. So kannst Du Dein SelbstwertgefĂŒhl stĂ€rken und entkrĂ€ftest Deine fĂŒr den „Hochstapler“ typische Sorge, so einen Erfolg nicht wiederholen zu können oder gar nicht verdient zu haben.
  3. Gezielte Mindset-Arbeit: Decke – am besten mithilfe eines Coachs oder anderer Experten – die tiefsitzenden GlaubenssĂ€tze und inneren Konflikte auf, die Du ĂŒber die Jahre ausgebildet hast und die zum Hochstaplersyndrom gefĂŒhrt haben. So können nicht-dienliche Muster erkannt und aufgelöst bzw. durch dienliche Denk- und Verhaltensweisen ersetzt werden.

Studien zeigen, dass man das Imposter-Syndrom gut mit Coaching bearbeiten kann (Traut-Mattausch & Zanchetta 2018). Dabei kommen Ratsuchende mit Hochstaplersyndrom oft in Coachings oder Therapien, ohne zu ahnen, dass sie es mit dem Imposter-PhÀnomen zu tun haben. Da hilft dann ein Hochstapler-Syndrom-Test.

Interventionen, die fĂŒr Perfektionisten oder Prokrastinatoren greifen, reichen fĂŒr den „Hochstapler“ oft nicht, vielmehr können sie ggf. sogar das Erleben verschlimmern. FĂŒr dieses Thema sensibilisierte, geschulte Experten haben auf das Imposter-PhĂ€nomen zugeschnittene Werkzeuge, die sich im Rahmen von umfassenden Untersuchungen als besonders hilfreich erwiesen haben.

Trotz der in Forschung und Coachingpraxis herausgearbeiteten typischen Merkmale des Imposter-Selbstkonzeptes, die in einem Hochstapler-Syndrom-Test abgefragt werden, ist das Erleben sehr facettenreich und bedarf daher einer auf den Klienten individuell zugeschnittenen Intervention, z. B. mit einer Methode zur Förderung der mentalen Selbstregulation, wie der Introvision (siehe den Beitrag von Rohde in Rödel et al. 2025).

Fazit

Wenn Du meinst, am Hochstaplersyndrom zu leiden, und das durch einen Hochstapler-Syndrom-Test dingfest gemacht hast, solltest Du das mit Blick auf die selbstschÀdigenden Mechanismen und möglichen gesundheitlichen Folgen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

„Everyone loses when you play small“ (Young 2011, S. 250)

bringt es auf den Punkt. Projektvorhaben bleiben unvollendet, ein Studienabschluss verzögert sich oder findet gar nicht erst statt, Karrieren werden geschmissen, das Potenzial wird nicht ausgeschöpft oder nur unter grĂ¶ĂŸten Anstrengungen.

Die gute Nachricht: Sich des Hochstapler-Selbstkonzepts aufgrund eines Hochstapler-Syndrom-Tests bewusst zu sein, verbunden mit dem Wissen, dass geeignete Maßnahmen aus Forschung und Praxis, wie zum Beispiel gezieltes Coaching, zur VerfĂŒgung stehen, sind wichtige Schritte, um der Hochstapler-Falle zu entfliehen.

Denn es ist möglich, mit neuer, ungeahnter Kraft und zugleich mit mehr Leichtigkeit und Gelassenheit das eigene Potenzial zukĂŒnftig wieder voll auszuschöpfen und Erfolge richtig zu genießen. Wenn Du Dich durch unseren Hochstapler-Syndrom-Test als „Imposter“ entdeckt hast, hole Dir UnterstĂŒtzung bei Menschen, denen Du vertraust.

Verwendete Literatur und zum Weiterlesen

  • Clance, P. R., & Imes, S. A. (1978). The imposter phenomenon in high achieving women: Dynamics and therapeutic intervention. Psychotherapy: Theory, Research & Practice, 15(3), 241–247.
  • Clance, P. R. (2013). Impostor Phenomenon (IP).
  • Ho, M. (2022). How leaders – as Coaches – Can Combat imposter Syndrome in Their Teams.
  • Muthig, M. (2021). Und morgen flieg ich auf: Vom GefĂŒhl, den Erfolg nicht verdient zu haben – Das Impostor-Syndrom erkennen und ĂŒberwinden.
  • Rohde, A. (2025). Fakt oder Fake? Der Imposter im Coaching. In S. Rödel, M. Bathen-Gabriel, & K. Rehfeld (Hrsg.), Perfektionismus, Prokrastination und Imposter-Syndrom.
  • Rohrmann, S. (2019). Wenn große Leistungen zu großen Selbstzweifeln fĂŒhren. Das Hochstapler-Selbstkonzept und seine Auswirkungen.
  • Rohrmann, S., Leonhardt, M., & Klug, K. (2020). ISF Impostor-Selbstkonzept-Fragebogen: Manual.
  • Schmidbauer, W. (2018). Kassandras Schleier. Das Drama der hochbegabten Frau.
  • Traut-Mattausch, E. Zanchetta, M. (2018). Das Imposter-PhĂ€nomen – ein Thema im Coaching? In R. Wegener, & S. Deplazes (Hrsg.), Wirkung im Coaching (S. 140-147). Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Young, V. (2011). The Secret Thoughts of Successful Women. Why capable people suffer from the impostor syndrome and how to thrive in spite of it. Crown Publishing Group.

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Die Autorin

Angela Rohde bietet in der NÀhe von Hamburg Personal & Business Coaching mit Schwerpunkt in mentaler Selbstregulation zur Förderung von Gelassenheit und Resilienz an.

Sie ist zertifizierte Introvisionsberaterin und arbeitet hauptberuflich als Professorin fĂŒr Medien & PR an der IU Internationale Hochschule.

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