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Du bist talentiert und gut ausgebildet, kannst jedoch trotz Anerkennung in Deinem beruflichen und privaten Umfeld Deine Erfolge nicht richtig genießen? Du stehst trotz ausgewiesener Fähigkeiten besonders in Leistungssituationen unter starkem Druck zu liefern? Du bist ständig auf der Hut, jemand könnte entdecken, dass Du gar nicht so gut bist, wie alle denken, und Du fragst Dich, warum das so ist?
Dann bist Du möglicherweise mit einem Thema konfrontiert, das in der Forschung unter „Imposter-Syndrom“ (Hochstaplersyndrom) bekannt geworden ist. Hier findest Du erste Antworten auf Deine Fragen und einen Hochstapler-Syndrom-Test, um zu sehen, ob es sich bei Dir um das Hochstaplersyndrom handeln könnte.
Hochstapler Jodie Foster…?!
Als Jodie Foster 1989 über den Campus der Yale University zur Oscar-Verleihung ging, wurde sie plötzlich von starken Selbstzweifeln übermannt. Sie befürchtete ernstlich, man könne ihr den Oscar für die beste Schauspielerin im Kinofilm „Angeklagt“ wieder abnehmen, sobald bemerkt werde, dass sie den Preis gar nicht verdient habe:
(…) I walked on the campus at Yale. I thought everybody would find out, and then they’d take the Oscar back. They’d come to my house, knocking on the door, ‘Excuse me, we meant to give that to someone else. That was going to Meryl Streep.’ (zitiert nach Young 2013, S. 22)
Was in diesem Interview humorvoll klingt, drückt ein stark empfundenes, beängstigendes inneres Erleben aus, das Menschen mit einem ähnlichen Selbstkonzept sehr gut kennen, während andere in solchen Momenten oft mit Unverständnis reagieren. Dann heißt es oft: „Ich weiß überhaupt nicht, was Du hast. Du bist doch super erfolgreich!“ oder: „Überleg‘ mal, was Du alles schon geschafft hast, darauf kannst Du doch stolz sein.“ Das hilft Betroffenen jedoch selten weiter.
Menschen wie Jodie Foster haben mit dem Hochstaplersyndrom zu kämpfen: Sie haben das Gefühl, ihre Erfolge seien unverdient. Sie sind davon überzeugt, dass sie irgendwann als „Betrüger“ entlarvt werden, unabhängig davon, wie viel sie tatsächlich erreicht haben.
Viele Prominente haben sich in den letzten Jahren öffentlich zum Hochstaplersyndrom bekannt. Was ist dran an diesem Phänomen?
1.) Hochstaplersyndrom: Was ist das eigentlich?
Möglicherweise kommt Dir folgender Gedanke vertraut vor: Ich habe manchmal das Gefühl, nicht gut genug zu sein, dass die Leute denken, ich sei viel besser als ich eigentlich bin.
Schauen wir einmal genauer hin: Hast Du innerlich gerade das Wort „manchmal“ durch „ständig“ oder „oft“ ersetzt und noch einen weiteren Satz formuliert wie „Hoffentlich fällt das niemandem auf“ oder „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich als Betrügerin auffliege!“ Dann kennst Du vermutlich das Gefühl, sich wie ein Hochstapler zu fühlen. Denn besonders Tausendsassa, Menschen mit Scanner-Persönlichkeit sind oft vom Hochstaplersyndrom betroffen.
Der Begriff „Imposter“ (oder auch „Impostor“) stammt aus dem Englischen und heißt übersetzt: Hochstapler. Doch um die Hochstapler geht es hier gerade nicht, sondern um diejenigen, die sich wie Hochstapler fühlen, unter dem Hochstaplersyndrom leiden. Das kann sich zum Beispiel wie folgt zeigen:
- Maria hat ihre gewünschte Stelle bekommen, doch insgeheim denkt sie, dass es in Wahrheit nur Glück war, denn andere hätten diese Stelle viel mehr verdient als sie.
- Felix gehört zu den Auserwählten, die an einer Eliteuniversität studieren dürfen, doch als er zu Studienbeginn über den Campus läuft, kommt ihm der Gedanke: „Ich gehöre gar nicht hierher…“
- Sophie hält einen brillanten Vortrag vor einem anspruchsvollen Publikum und erntet viel Applaus. Doch später zu Hause macht sie ihren Erfolg klein und ist überzeugt, dass sie dies ohne die Unterstützung ihres Teams in der Agentur niemals geschafft hätte.
- Ben gewinnt sein Tennismatch überraschend gegen einen Top-Favoriten im Wettbewerb. Doch er wiegelt Glückwünsche seiner Vereinskollegen ab und begründet seinen Erfolg vor allem mit der schlechten Tagesform seines Gegners.
Allen diesen Menschen ist gemein, dass sie sich selbst abwerten und ihre Erfolge hauptsächlich auf externe Faktoren zurückführen. Wer Erfolge jedoch nicht intern attribuieren kann, hat eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten. Maria, Felix, Sophie und Ben, sie alle sind tatsächlich – aus unterschiedlichen Gründen – davon überzeugt, ihren Erfolg eigentlich nicht verdient zu haben. Sie sind Beispiele für Menschen mit Hochstaplersyndrom.
Viele Menschen kennen Selbstzweifel in bestimmten Situationen, vor allem in Leistungssituationen, in bestimmten Lebensphasen oder wenn sie vor einem Schritt in ein noch unbekanntes Gebiet stehen, zum Beispiel ein neuer Job, Karriereschritt oder ähnliches.
Doch Menschen mit Hochstaplersyndrom erleben diese Zeiten besonders intensiv und stehen dann stark unter Druck. Denn sie zweifeln ihre Erfolge, die sie nachweislich erbracht haben, überdurchschnittlich stark an und leiden so gerade in Veränderungsphasen oder in Leistungssituationen umso mehr (vgl. Ho 2022, S. 7). Dabei können die Ausprägungen des Imposter-Erlebens und des damit verbundenen Leidensdrucks variieren (vgl. Rohrmann et al. 2020, S. 12).
2.) Viele Begriffe und wozu das Hochstaplersyndrom führt
Man findet den Begriff für dieses Erleben in unterschiedlichen Schreibweisen und Versionen. Ursprünglich in der Forschung eingeführt unter dem Begriff „Impostor Phenomenon“ (Clance und Imes 1978), sind im deutschsprachigen Raum auch folgende Begriffe gebräuchlich:
- Imposter-Syndrom, Impostersyndrom
- Impostor-Syndrom, Impostorsyndrom
- Hochstaplersyndrom, Hochstapler-Syndrom
- Hochstapler-Phänomen, Imposter-Phänomen
- Imposter-Selbstkonzept
Dabei ist das Gegenteil des Hochstaplers nicht automatisch der Tiefstapler. Tiefstapler nennt man Menschen, die ihre Erfolge oder Anerkennung nicht offen präsentieren, sondern bewusst untertreiben. Manche nutzen dies rhetorisch bzw. strategisch als „fishing for compliments“. Sie wissen in der Regel sehr wohl um ihre Kompetenz und ihr Können. Menschen mit Hochstaplersyndrom hingegen fühlen sich als Hochstapler, weil sie sich ihrer Erfolge häufig nicht richtig bewusst sind und, falls doch, diese herunterspielen, externen Faktoren zuschreiben oder das Gefühl haben, diese erschlichen und dadurch nicht verdient zu haben.
Menschen mit Imposter-Syndrom leiden oft unter starken Selbstzweifeln, nagenden Grübelattacken oder Versagensängsten trotz nachgewiesener Leistungen und Kompetenzen. Ihr hoher Anspruch an sich selbst führt oft auch zu übermäßigem Perfektionismus und zur Prokrastination bis hin zu Depression und selbstschädigenden Verhaltensweisen. In der Forschung liegen Studienergebnisse zu unterschiedlichen Zusammenhängen vor. Demnach wurde zum Beispiel ein starker Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Impostersyndrom nachgewiesen.
3.) Wen das Hochstaplersyndrom betrifft
Studien zufolge sollen mindestens 70 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens unter dem Imposter-Phänomen leiden (Young 2011, S. 17). Für viele von ihnen ist dies nur ein vorübergehendes Phänomen. Dauerhafte, oft tief sitzende Selbstzweifel verursachen einen hohen Leidensdruck und innere Konflikte:
„Empirische Studien und das populärwissenschaftliche Interesse weisen seit vielen Jahren auf die hohe Relevanz des Imposter-Selbstkonzeptes und dessen weite Verbreitung unter beruflich erfolgreichen Personen hin.“ (Rohrmann et al. 2020)
Die Entdeckerinnen des Imposter-Phänomens, Imes und Clance, vertraten im Rahmen ihrer Forschungen Ende der 1970er Jahre in den USA die Hypothese, dass dieses Phänomen unter Frauen besonders stark verbreitet sei. In der weiterführenden Forschung finden sich hierzu unterschiedliche Ergebnisse. Viele bestätigen, dass Clance und Imes mit ihrer Anfangshypothese vor etwa 45 Jahren richtig lagen.
Dennoch trifft es nicht nur Frauen, auch Männer können vom Hochstaplersyndrom betroffen sein. Dabei zieht sich dieses Phänomen quer durch die Gesellschaft und betrifft beispielsweise Schüler, Studenten, Schauspieler, Professoren, Mediziner oder Leistungssportler. Begabte, talentierte bzw. gut ausgebildete Menschen sind Studien zufolge besonders häufig betroffen. Und damit wären wir bei den Scanner-Persönlichkeiten, den Tausendsassa.
Warum Tausendsassa besonders anfällig sind
von Prof. Dr. Sarah Gierhan
Das Hochstaplersyndrom betrifft Scanner-Persönlichkeiten oft besonders stark – aus mehreren Gründen :
1.) Breites Wissen, aber kein „Experte“
Tausendsassa haben viele Interessen und Fähigkeiten, aber oft nicht die klassische Expertenlaufbahn mit jahrelanger Spezialisierung auf ein einziges Gebiet. In einer Arbeitswelt, die Fachwissen oft höher bewertet als Vielseitigkeit, fühlen wir Tausendsassa uns daher schnell „nicht qualifiziert genug“ – selbst wenn sie exzellente Ergebnisse liefern.
2.) Vergleich mit Spezialisten
Tausendsassa vergleichen sich unbewusst mit Menschen, die in einem bestimmten Bereich Experten sind, statt ihre eigene großartige Kombination aus Wissen und Fähigkeiten zu sehen. Sie denken: „Ich weiß zu wenig über X – also bin ich nicht gut genug.“
3.) Schnelle Erfolgserlebnisse – aber auch Zweifel
Menschen mit Scanner-Persönlichkeit haben die Fähigkeit, sich rasch in neue Themen einzuarbeiten und erstaunlich schnell gute Ergebnisse auf einem Gebiet oder in einer Tätigkeit zu erzielen. Doch genau das verstärkt ihre Selbstzweifel: „Wenn es mir so leicht fällt, kann es doch nicht viel wert sein.“
4.) Unterschiedliche Interessen erzeugen Unsicherheit
Scanner-Persönlichkeiten wechseln oft die Richtung, beginnen neue Projekte oder springen zwischen Themen. Die Gesellschaft vermittelt jedoch häufig: „Du musst dranbleiben, um wirklich gut zu sein.“ Das verstärkt das Gefühl, nie (gut) „genug“ zu sein.
5.) Erwartungen und Umfeld
Viele Tausendsassa sind von klein auf daran gewöhnt, vielseitig interessiert und aktiv zu sein – wurden deshalb aber vielleicht als „unentschlossen“ oder „sprunghaft“ wahrgenommen und betitelt. Solche Prägungen verstärken den inneren Kritiker und das Gefühl, nie richtig dazuzugehören.
Tausendsassa sind oft sehr viel kompetenter, als sie glauben. Doch ihr atypischer Karriere- und Lernweg lässt sie häufig an sich zweifeln. Ein wichtiger Schritt ist, dass Du Deine Stärken als Scanner erkennst und Deinen Selbstwert nicht nur an Spezialistentum misst!
4.) Ursachen für das Hochstaplersyndrom
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft spielen Erfolge eine besonders große Rolle. Sie sind mit Lob und Anerkennung, mit Sichtbarkeit verbunden, mit dem Gefühl, etwas erreicht zu haben. Doch „Imposter“ können als nachweislich erfolgreiche, leistungsstarke Menschen das, was sich andere so sehr wünschen, nämlich den Erfolg und ihre Errungenschaften, kaum genießen. Zu groß ist die Angst, den eigenen Erfolg nicht halten bzw. nicht wiederholen zu können oder ihn gar nicht verdient zu haben. Sie befürchten, jeden Moment als Betrüger aufzufliegen. Sie befürchten, dass die Maske fällt.
Um das zu vermeiden, werden verschiedene, vermeintlich erfolgreiche Maßnahmen ergriffen und im Laufe der Jahre unbewusste Muster ausgebildet und verinnerlicht. Dazu gehören bestimmte Denk- bzw. Verhaltensweisen (Young 2011, S. 72-84) wie
- besondere Gewissenhaftigkeit
- harte Arbeit
- Zurückhalten/Hinhalten von Gedanken oder Handlungen
- Prokrastination
Valerie Young (2011, S. 72-80), Gründerin des Impostor Syndrome Institute in Massachussetts, USA, verweist auf das häufig – zumindest zeitweise – niedrige Selbstwertgefühl oder auch wechselhafte Selbstbild und betont die Selbstsabotage, die diesem Erleben häufig zugrunde liegt. Ursache dafür sind nicht-dienliche, selbstschädigende Mechanismen, die mit dem Hochtstaplersyndrom verbunden sind und für „Nicht-Imposter“ schwer nachvollziehbar sein können.
Da die größte Angst bei Menschen mit Imposter-Syndrom darin liegt, als Hochstapler wahrgenommen zu werden, wird einiges unternommen, um dies zu vermeiden: Zu den oben genannten Strategien, die Young aufzählt, gehört zum Beispiel die übermäßig aufwendige Vorbereitung von Themen und harte Arbeit, um die eigene Leistungsfähigkeit abzusichern.
Eine andere Strategie ist, Menschen mit Charme zu umgarnen, um ihre Zuneigung zu erhalten. Zuschreibungen von Erfolg, Kompetenzen etc. erfolgen von diesen Menschen dann aus Sicht des „Imposters“ primär aufgrund der Sympathie, die ihm oder ihr entgegengebracht wird, nicht aufgrund tatsächlicher Kompetenzen.
5.) Bin ich ein „Imposter“? Hochstapler-Syndrom: Test machen
Vielleicht hast Du schon Ähnliches selbst erlebt und fragst Dich jetzt, ob Du auch ein „Hochstapler“ bist, oder möchtest mit einem Hochstapler-Syndrom-Test herausfinden, wie stark dieses Erleben bei Dir ausgeprägt ist. Die im Markt verfügbaren Angebote, um dies zu testen, reichen von einfachen Kurzabfragen bis hin zu wissenschaftlich validierten Fragebögen. Nicht alle Hochstapler-Syndrom-Tests sind jedoch frei zugänglich.
Hier hast Du die Möglichkeit, direkt und kostenfrei einen Hochstapler-Syndrom-Test zu machen, um einen ersten Eindruck über Dein eigenes Imposter-Erleben zu erhalten.
Unser Hochstapler-Syndrom-Test ist als Selbsttest gedacht und erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Zu den eher wissenschaftlich fundierten Tests zum Hochstapler-Phänomen gehört die „Harvey Impostor Phenomenon Scale“ (HIPS), die von Harvey bereits 1981 entwickelt wurde und inzwischen auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Ähnlich lang auf dem Markt und inzwischen in vielen Ländern in Studien zum Imposter-Syndrom weit verbreitet ist der englischsprachige Fragebogen „Clance Imposter Phenomenon Scale“ (CIPS). Anhand von 20 Fragen zu unterschiedlichen Situationen bzw. Erlebnissen können sich Interessierte in diesem Test selbst einschätzen, ob sie vom Imposter-Phänomen betroffen sind und wie stark.
In Deutschland hat ein Team um die Hochschulprofessorin Sonja Rohrmann einen Hochstapler-Syndrom-Test entwickelt, den ISF Impostor-Selbstkonzept-Fragebogen, der in der angewandten Diagnostik und in der Intervention zum Einsatz kommt und nicht für jeden zugänglich ist (Rohrmann et al. 2020, S. 9). Sie stellen heraus, wie bedeutsam eine eindeutige Erfassung des Imposter-Erlebens ist, da die Auswirkungen ggf. sehr negativ sein können. Auf der Basis des Impostor-Selbstkonzept-Fragebogens können bzw. sollten je nach Ausprägung des Selbstkonzeptes geeignete Interventionen oder therapeutische Verfahren eingeleitet werden, um an den damit verbundenen schädigenden Denk- und Verhaltensmuster zu arbeiten und den Leidensdruck der Betroffenen zu mindern (ebd., S. 7).
6.) Diagnose „Hochstaplersyndrom“, ist das also eine Krankheit?
Das Imposter-Phänomen drängt sich nicht auf, oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie damit zu tun haben, und dies möglicherweise schon seit vielen Jahren. Einen Hochstapler-Syndrom-Test zu machen, kann ein guter erster Schritt sein.
Aufgrund der in Forschung und Populärliteratur verbreiteten Bezeichnung als Imposter-„Syndrom“ wird jedoch fälschlich der Eindruck erweckt, es könne sich um eine Krankheit handeln, die mit bestimmten Symptomen verbunden sei. Doch das ist aus Sicht von Rohrmann und anderen Forschenden ein Irrtum. Nur bei sehr starker Ausprägung könne es zu Ängsten, Depressionen oder anderen Erkrankungen führen, die weitere Maßnahmen erfordern.
Daher sind – vor allem die frei zugänglichen Hochstapler-Syndrom-Tests – mehr als Hilfestellung zur Selbsteinschätzung zu verstehen, inwieweit man vom Imposter-Phänomen betroffen sein könnte. Es handelt sich nicht um eine Diagnostik mit dem Ziel der Diagnose „Impostersyndrom“ im Sinne einer Erkrankung.
7.) Hilfestellung für „Hochstaplersyndrom“-Betroffene
Zentral für den „Imposter“ ist die Angst, als Betrüger entlarvt zu werden, der Menschen über seine wahren Fähigkeiten getäuscht hat. Das muss unter allen Umständen vermieden werden.
„Hochstapler“ stellen einiges an, um unentdeckt zu bleiben. Die selbst geschaffenen Schutz- und Bewältigungsmechanismen greifen jedoch häufig nur vorübergehend und lösen die zugrundeliegende Problematik nicht. So bleibt der „Imposter“ möglicherweise ein Leben lang auf der Suche nach optimalen Maßnahmen, gibt Vorhaben schließlich ganz auf oder erkrankt ernsthaft: Erschöpfungszustände und Depressionen können die Folge sein.
Was also tun, wenn man zum Beispiel durch einen Hochstapler-Syndrom-Test erkannt hat, dass man zum Hochstaplersyndrom neigt?
3 Empfehlungen für die Bewältigung des Imposter-Phänomens
- Bewusstsein schaffen: Beschaffe Dir Informationen zu Hintergründen, Ursachen und Verbreitung des Hochstaplersyndroms, um den Mechanismen näher auf den Grund zu gehen. So gewinnst Du Klarheit darüber, warum Du in bestimmten Situationen so unter Druck stehst. Mit dem Lesen dieses Artikels und dem Durchführen des Hochstapler-Syndrom-Tests hast Du also schon die ersten wichtigen Schritte getan!
- Erfolge erkennen und genießen lernen: Anstatt Erfolge abzutun, kleinzureden oder gleich wieder zu verdrängen, feiere Deine Erfolge bewusst und freue Dich aufrichtig über die Anerkennung Deines Umfelds. So kannst Du Dein Selbstwertgefühl stärken und entkräftest Deine für den „Hochstapler“ typische Sorge, so einen Erfolg nicht wiederholen zu können oder gar nicht verdient zu haben.
- Gezielte Mindset-Arbeit: Decke – am besten mithilfe eines Coachs oder anderer Experten – die tiefsitzenden Glaubenssätze und inneren Konflikte auf, die Du über die Jahre ausgebildet hast und die zum Hochstaplersyndrom geführt haben. So können nicht-dienliche Muster erkannt und aufgelöst bzw. durch dienliche Denk- und Verhaltensweisen ersetzt werden.
Studien zeigen, dass man das Imposter-Syndrom gut mit Coaching bearbeiten kann (Traut-Mattausch & Zanchetta 2018). Dabei kommen Ratsuchende mit Hochstaplersyndrom oft in Coachings oder Therapien, ohne zu ahnen, dass sie es mit dem Imposter-Phänomen zu tun haben. Da hilft dann ein Hochstapler-Syndrom-Test.
Interventionen, die für Perfektionisten oder Prokrastinatoren greifen, reichen für den „Hochstapler“ oft nicht, vielmehr können sie ggf. sogar das Erleben verschlimmern. Für dieses Thema sensibilisierte, geschulte Experten haben auf das Imposter-Phänomen zugeschnittene Werkzeuge, die sich im Rahmen von umfassenden Untersuchungen als besonders hilfreich erwiesen haben.
Trotz der in Forschung und Coachingpraxis herausgearbeiteten typischen Merkmale des Imposter-Selbstkonzeptes, die in einem Hochstapler-Syndrom-Test abgefragt werden, ist das Erleben sehr facettenreich und bedarf daher einer auf den Klienten individuell zugeschnittenen Intervention, z. B. mit einer Methode zur Förderung der mentalen Selbstregulation, wie der Introvision (siehe den Beitrag von Rohde in Rödel et al. 2025).
Fazit
Wenn Du meinst, am Hochstaplersyndrom zu leiden, und das durch einen Hochstapler-Syndrom-Test dingfest gemacht hast, solltest Du das mit Blick auf die selbstschädigenden Mechanismen und möglichen gesundheitlichen Folgen nicht auf die leichte Schulter nehmen.
„Everyone loses when you play small“ (Young 2011, S. 250)
bringt es auf den Punkt. Projektvorhaben bleiben unvollendet, ein Studienabschluss verzögert sich oder findet gar nicht erst statt, Karrieren werden geschmissen, das Potenzial wird nicht ausgeschöpft oder nur unter größten Anstrengungen.
Die gute Nachricht: Sich des Hochstapler-Selbstkonzepts aufgrund eines Hochstapler-Syndrom-Tests bewusst zu sein, verbunden mit dem Wissen, dass geeignete Maßnahmen aus Forschung und Praxis, wie zum Beispiel gezieltes Coaching, zur Verfügung stehen, sind wichtige Schritte, um der Hochstapler-Falle zu entfliehen.
Denn es ist möglich, mit neuer, ungeahnter Kraft und zugleich mit mehr Leichtigkeit und Gelassenheit das eigene Potenzial zukünftig wieder voll auszuschöpfen und Erfolge richtig zu genießen. Wenn Du Dich durch unseren Hochstapler-Syndrom-Test als „Imposter“ entdeckt hast, hole Dir Unterstützung bei Menschen, denen Du vertraust.
Verwendete Literatur und zum Weiterlesen
- Clance, P. R., & Imes, S. A. (1978). The imposter phenomenon in high achieving women: Dynamics and therapeutic intervention. Psychotherapy: Theory, Research & Practice, 15(3), 241–247.
- Clance, P. R. (2013). Impostor Phenomenon (IP).
- Ho, M. (2022). How leaders – as Coaches – Can Combat imposter Syndrome in Their Teams.
- Muthig, M. (2021). Und morgen flieg ich auf: Vom Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben – Das Impostor-Syndrom erkennen und überwinden.
- Rohde, A. (2025). Fakt oder Fake? Der Imposter im Coaching. In S. Rödel, M. Bathen-Gabriel, & K. Rehfeld (Hrsg.), Perfektionismus, Prokrastination und Imposter-Syndrom.
- Rohrmann, S. (2019). Wenn große Leistungen zu großen Selbstzweifeln führen. Das Hochstapler-Selbstkonzept und seine Auswirkungen.
- Rohrmann, S., Leonhardt, M., & Klug, K. (2020). ISF Impostor-Selbstkonzept-Fragebogen: Manual.
- Schmidbauer, W. (2018). Kassandras Schleier. Das Drama der hochbegabten Frau.
- Traut-Mattausch, E. Zanchetta, M. (2018). Das Imposter-Phänomen – ein Thema im Coaching? In R. Wegener, & S. Deplazes (Hrsg.), Wirkung im Coaching (S. 140-147). Vandenhoeck & Ruprecht.
- Young, V. (2011). The Secret Thoughts of Successful Women. Why capable people suffer from the impostor syndrome and how to thrive in spite of it. Crown Publishing Group.